Meine heutige persönliche Filmkritik: Shutter Island (2010)
Im Rahmen der Scorsese-Nachholjagd, ausgelöst durch The Wolf of Wall Street, habe ich mir heute gleich eben diesen Film ausgeliehen. Joa, war sicherlich solide, aber wird mir nicht als besonders bemerkenswert in Erinnerung bleiben. Was aber nicht heißt, dass ich ihn schlecht fand: Die Atmosphäre war wirklich toll, ein psychothriller-artiges Konstrukt, aber ohne laute Schockmomente, aber dennoch unerhört spannend (vor allem natürlich in den Träumen). Handlung ist spannend erzählt und bietet schöne Wendungen, die angenehmerweise nicht nur einmal, sondern mehrfach hin- und herwechseln. Der Schluss ist dann dennoch nicht maßlos überraschend, aber dennoch interessant, weil tragisch. Leonardo DiCaprio spielt sehr gut, war aber für mich nicht einwandfrei besetzt. Ich hab bei ihm manchmal dieselbe maue Empfindung, die ich stellenweise auch bei Tom Cruise habe (siehe Kritik zu War of the Worlds). Er erscheint mir dann irgendwie deplatziert. Ich weiß nicht warum. Vielleicht hat es tatsächlich auch mit der riesigen Bekanntheit von Schauspielern seines Kalibers zu tun, die im Unterbewusstsein mitschwingt, und die einen irgendwann in bestimmten Rollen nicht mehr einwandfrei glaubhaft machen. Hm. Ich empfand ihn auch schlichtweg zu jung für die Rolle. Ein Marshall in seinem Alter, der sagt, dass er schon ziemlich lang dabei ist, wirkt auf mich halt komisch. Vielleicht war das auch so beabsichtigt, dass er insgesamt nicht ganz schlüssig reinpasst, denn schließlich ist er das ja nicht wirklich, sondern nur ein Charakter aus seiner Phantasie. Aber so ein filmischer Schachzug ginge mir dann doch bissel zu weit. Was ich ganz klasse fand, war der Score. Einzig zu Beginn bei der Fahrt vom Schiff zum Haupttor war’s mir etwas zu pompös. Vielleicht war das aber auch gewollt: Eine ‚künstliche‘ Spannung, denn ‚Marshall‘ DiCaprio sieht das ja alles eben nicht zum ersten Mal! Das ist übrigens in der Inszenierung ebenfalls exzellent gelungen: diese Aussagen/Anspielungen/Sachverhalte, die im Nachhinein betrachtet alles in gänzlich anderem Licht erscheinen lassen. Das betrifft nicht nur wörtliche Rede (‚Ihre Wachen sind ganz schön nervös.‘ – Logisch, der Gefangene darf ja schließlich Rollenspiele spielen…), sondern ganze Themenbereiche, wie z.B. dass Chefarzt Ben Kingsley die Herausgabe der Personalakten erst mit dem ganzen Team besprechen will. Das schürt natürlich Misstrauen ihm selbst gegenüber, aber nachdem man den Schluss kennt, ist klar warum er das tut. Und dann noch die auf filmischer Ebene, wenn z.B. beim Verhör die eine Patientin ein Glas Wasser trinkt. In einer kurzen Nahaufnahme setzt sie das Glas an den Mund – aber sie hat gar kein Glas in der Hand… Obwohl an sich nicht konkret aussagekräftig, gibt es doch so ein Gefühl von ‚huch? hä?‘. Und das solls ja auch bei den ganzen Wahnvorstellungen. Es gab bestimmt noch weitere solcher Stellen, aber mir ist nur die eine aufgefallen. Ich merke gerade, Filmhandlung und Inszenierung mit seinen versteckten Perlen gefallen mir im Nachhinein analytisch betrachtet besser, als im Moment des Sehens. Interessant. Sowas hatte ich auch noch nicht…
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