Filmkritik: Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug

Meine heutige persönliche Filmkritik: Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug (1980)

Oh mein Gott, wie konnte ich diesen Film bisher noch nicht gesehen haben? Wer Die nackte Kanone mag, wird diesen Film lieben! Für mich war der verrückte Flug sogar nochmal um Längen besser. In welcher Frequenz hier die Gags hereinprasseln sucht seinesgleichen. Dabei bewegt sich alles in gewohnter Zucker/Abrahams-Manier, wie eben auch in der nackten Kanone. Und ja – Leslie Nielsen war damals in einer größeren Nebenrolle auch schon dabei… 🙂 Was diese Produktionen meiner Ansicht nach auszeichnen, ist die Tatsache, dass sie die Gags sehr gekonnt auf allen Ebenen und Metaebenen des Mediums ‚Film‘ platzieren und kombinieren, und dabei ein äußerst breites Spektrum an Humor-Arten bieten. Da gibt es klassischen Wortwitz (herausragend das chaotische Gespräch zwischen den drei Piloten, deren Nachnamen ähnlich klingen wie die Flugkommandos), inhaltliche/handlungsbezogene Pointen, Slapstickeinlagen bis hin zu filmstilistischen Gags, die z.B. das Genre oder die Filmlogik an sich persiflieren. Das äußert sich z.B. in unangenehm kreischendem Chor bei der romantischen Kuss-Szene, oder auch eine bewusst ersichtliche Autofahrt vor BlueScreen, in die plötzlich berittene Verfolger aus einem Western eingespielt werden. Dabei sind diese Effekte z.T. durchaus sehr dezent eingesetzt, so dass sie leicht übersehen werden können, aber dadurch um so besser wirken, wenn man sie erstmal wahrgenommen hat. So stützt sich der gestresste Chef der Flugzentrale in einem Szenenende mit zerknautschen Gesichtsausdruck schwerfällig auf dem Schreibtisch ab, und im Hintergrund zwischen den aufgehängten Fotos hängt ein Portrait von ihm, das ihn exakt in dieser Situation zeigt. Interessanterweise funktionieren auch viele Pointen, die eigentlich völlig vorhersehbar herbeigeführt werden, wie z.B. als die Stewardess den Autopiloten ‚aufbläst’… Natürlich kommt jemand durch die Tür und ist vom Anblick peinlich irritiert… Vielleicht liegts aber auch am bereits ‚historischen‘ Charm des Films. Was ich besonders mag, sind die völlig absurden Stellen, die einfach nur so eingestreut sind, ohne dass sie jegliche Relevanz hätten. Solche Sachen können leicht fehl am Platz und aufgesetzt wirken. Hier funktionieren sie durchweg – sofern man solchem Humor zugeneigt ist. Ein schönes Beispiel ist kurz vor der Landung: ‚Wir brauchen auf der Landebahn so viel Beleuchtung wie möglich!‘ Also sieht man einen Kipplaster, der eine volle Ladung Gerümpel wie Deckenlampen, Stehlampen, Lampenschirme, usw. klirrend und krachend auskippt. Oder auch die Szene mit den zwei rund 8jährigen Kindern, die im Flugzeug vornehme reiche Leute ’spielen‘, und auch entsprechend geschniegelt und wie Erwachsene gekleidet sind: Er bietet ihr Kaffee an, sie bietet ihm einen Platz an, die Dialoge verlaufen auf übertrieben aufgesetztem vornehmen Niveau, und die rund einminütige Szene – auf die nie wieder Bezug genommen wird – endet mit: ER: ‚Etwas Sahne?‘ SIE: ‚Nein danke, ich nehme meinen Kaffee schwarz – genau wie meine Männer.‘ Eine typische WTF??!-Szene 🙂 Die insgesamte Genre- und Humor-Niveau-übergreifende Mischung empfinde ich wirklich gut gelungen und ist so gesehen auch außergewöhnlich. Heute vielleicht nicht mehr nach Dutzenden Scary Movie-ähnlichen Produktionen, aber aus 1980er Sicht sicherlich. Das hält den Verlauf auch interessant, denn man ist ja nicht nur neugierig, WELCHER Gag (Pointe) als nächstes folgt, sondern auch WAS für ein Gag (stilistisch), und auch auf welcher Ebene (Dialog/Aktion/Filmebene/…). Was ich meine ist, dass ich mir z.B. in einem Loriot-Film ziemlich sicher sein kann, dass mich nicht plötzlich Fäkalhumor mit Furzen und Rülpsen erwartet… Und wer sich Tom Gerhardts Ballermann 6 ansieht, wäre von feinsinnigen Wortverdrehern wohl auch eher überrascht. Insgesamt habe ich mich prächtig amüsiert und kann eine klare Empfehlung für diesen Klassiker aussprechen. Meine Lieblingsstelle: In der Flugzentrale der Aufschrei: ‚Sie fliegen nach Instrumenten!‘ Es folgt ein wenige Sekunden kurzer Zwischenschnitt ins Cockpit, wie die Piloten mit Klarinette, Saxophon, Trompete und Bass versunken ein schmissiges Jazz-Stück zum Besten geben. Szenenwechsel – kein weiterer Bezug! 😀 Mein Lieblingszitat: ‚(…) schäferhundgroße Kakerlaken (…)‘.

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